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Macht die Infektion auch, sogar besser. Warum besser?
Weil die „Triggerung“ nicht als „one-size-fits-all“ Lösung von der Stange kommt, (mit dem zusätzlichen Problem der „Monokultur“) sondern eine auf das individuelle Immunsystem und von ihm selber angepasste „Maßanfertigung“ ist.
Große Studie aus Katar, in der mehrere Mio. Menschen im Zeitraum von Anfang 2020 bis Ende 2021 bzw. bis diesen Sommer untersucht wurden.
Die Ergebnisse sind ein weiterer Beleg dafür, dass die natürlich erworbene Immunität der durch Impfung vermittelten überlegen ist und länger andauert.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass der Schutz vor einer Reinfektion im Zeitverlauf nachlässt, nicht aber der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, dieser bleibt dauerhaft bestehen.
„Die Wirksamkeit der Primärinfektion aus der Zeit vor Omikron gegenüber einer Reinfektion (ebenfalls aus der Zeit vor Omikron) betrug 85,5 % (95 %-KI: 84,8–86,2 %). Die Wirksamkeit erreichte mit 90,5 % (95 %-KI: 88,4–92,3 %) im 7. Monat nach der Primärinfektion ihren Höhepunkt, ließ aber bis zum 16. Monat auf ~70 % nach. Die Extrapolation dieses abnehmenden Trends unter Verwendung einer Gompertz-Kurve ergab eine Effektivität von 50 % im 22. Monat und < 10 % im 32. Monat. Die Wirksamkeit einer Primärinfektion aus der Zeit vor Omikron gegenüber einer Omikron-Reinfektion betrug 38,1 % (95 %-KI: 36,3–39,8 %) und nahm mit der Zeit seit der Primärinfektion ab. Eine Gompertz-Kurve deutete auf eine Wirksamkeit von < 10 % bis zum 15. Monat hin.
Die Wirksamkeit der Primärinfektion gegen eine schwere, kritische oder tödliche COVID-19-Reinfektion betrug 97,3 % (95 %-KI: 94,9–98,6 %), unabhängig von den Varianten der Primärinfektion und der Reinfektion. Es gibt keine Anzeichen für ein Nachlassen der Wirksamkeit über einen Zeitraum von 14 Monate nach der Erstinfektion […] unabhängig von der Variante.“
„Der Schutz vor Infektionen ließ (in der Zeit vor dem Auftreten von Omikron) mit der Zeit nach der ersten Infektion nach und erreichte bis zum 16. Monat ~70%. Dieses Nachlassen spiegelt wahrscheinlich eher ein echtes Nachlassen der biologischen Immunität wider als eine Umgehung des Immunsystems durch das Virus, […] Dieses Nachlassen der natürlichen Immunität spiegelt das der durch Impfung vermittelten Immunität wider, jedoch langsamer. Die künstliche Immunität hält möglicherweise nur ein Jahr an, aber die natürliche Immunität kann […] 3 Jahre anhalten, wie auch die Langzeitbeobachtung von SARS-CoV-1-assoziierten Antikörpern andeutet […].“
„Die Impfimmunität gegen Omikron-Subvarianten hält weniger als 6 Monate an, aber die natürliche Immunität vor Omikron, wenn man den Gompertz-Zerfall annimmt, kann etwas mehr als ein Jahr anhalten. Trotz des nachlassenden Schutzes vor einer erneuten Infektion gab es bemerkenswerterweise keine Hinweise auf ein Nachlassen des Schutzes vor schwerem COVID-19 bei einer erneuten Infektion. Dies blieb auch 14 Monate nach der Primärinfektion bei ~100 %, ohne nennenswerte Wirkung für die Omikron-Immunevasion bei der Reduzierung. Dieses Muster spiegelt auch das der Impfimmunität wider, die gegen eine Infektion schnell nachlässt, aber unabhängig von der Variante gegen schweres COVID-19 dauerhaft ist. Eine Infektion mit Erkältungs-Coronaviren und vielleicht Influenza induziert nur eine einjährige Immunität gegen eine erneute Infektion, aber eine lebenslange Immunität gegen eine schwere erneute Infektion.“
„Das Risiko einer SARS-CoV-2-Reinfektion und einer COVID-19-Krankenhauseinweisung bei Personen, die eine frühere Infektion überlebt und sich davon erholt haben, blieb bis zu 20 Monate lang gering. Die Impfung schien das Risiko für beide Ergebnisse für bis zu 9 Monate weiter zu verringern, obwohl die Unterschiede in den absoluten Zahlen, insbesondere bei Krankenhausaufenthalten, gering waren. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Gesundheits-Pässe, wenn sie für gesellschaftliche Einschränkungen verwendet werden, nicht nur eine Impfung sondern entweder eine frühere Infektion oder Impfung als Nachweis der Immunität anerkennen sollten.“
Englische Studie im New England Journal of Medicine über die Vergleichbarkeit der Wirksamkeit des Schutzes durch Impfungen mit dem Schutz durch das Immunsystem nach einer durchgemachten Infektion.
Ergebnis: das durch die Infektion „trainierte“ Immunsystem und die Impfung spielen in der gleichen Liga:
(Zahlen aus Tafel 3 der Studie)
Auch die hinsichtlich der Dauer des Schutzes und des Schutzes vor neuen Varianten steht der selbst erlernte Schutz durch das Immunsystem dem Schutz durch Impfung nichts nach:
„Aufgrund der kurzen Nachbeobachtungszeit bleibt unklar, wie lange der Immunschutz nach einer vorangegangenen Infektion anhält; Einige Studien haben jedoch gezeigt, dass der Schutz bis zu 61 Monate andauern könnte, und andere haben einen Schutz von 5 bis 12 Monaten gezeigt.“
Diese Werte sind in jedem Fall höher als die Zeit zwischen ’vollständiger Impfung’ und dem Zeitpunkt der von offizieller Seite angegebener ‚Erfordernis einer Auffrischungsimpfung’.
Im Teil „Discussion“ der Studie wird recht beiläufig die Breite und Variantenfestigkeit der natürlichen Immunität auf Basis der Gedächtnis-T-Zellen erklärt: eine natürlich erworbene Immunität ist breiter aufgestellt, da nicht nur gegen die geimpften Strukturen sondern gegen alle vom Immunsystem selber ausgewählten Strukturen ein langlebiges Immungedächtnis gebildet wird:
„Es ist auch möglich, dass ein anhaltender Schutz aus einer breiteren Diversität der T-Zell-Immunität gegen verschiedene SARS-CoV-2-Spike-Protein-Epitope resultiert, die nach der Infektion entsteht, den Schutz gegen Varianten erhöht und langlebige T-Zell-Gedächtnispopulationen induziert. Obwohl unsere Feststellung eines größeren Schutzes im Zusammenhang mit einer durch eine Infektion erworbenen Immunität im Vergleich zu einer durch einen Impfstoff erworbenen Immunität von anderen Autoren berichtet wurde, haben andere berichtet, dass beide Arten von Immunität gleichwertig sind oder dass die durch einen Impfstoff erworbene Immunität überlegen ist.“
Die Einschränkung am Ende des Zitats, dass andere Studien Impfung und Immunsystem als gleichwertig, oder die Impfung als besser bewerten möchten wir mit einem Hinweis auf die grandiose Zusammenarbeit aller menschlichen Immunsysteme beantworten:
Eine Impfung vieler Menschen mit dem gleichen Impfstoff schafft eine Monokultur-Immunität, da alle Immunsysteme der Menschen die nur die gleichen und wenige Viren-Peptid-Strukturen erkennen. Bei Masern gewollt und kein Problem. Der Impfstoff ist seit 70 Jahren unverändert.
Bei instabileren Viren wie SARS-CoV-2 begünstigt dies leider auch die Immunflucht, also die Bildung von Varianten. Verändert das Virus eine seiner Strukturen, die vom Immunsystem aufgrund der Impfung erkannt werden, ist dies ein Vorteil gegenüber allen Menschen, die diese Impfung haben.
Bei der natürlich erworbenen Immunität des Menschen ist dieser Vorteil für das Virus hinfällig: jedes einzelne Immunsystem erkennt aufgrund von Disposition, Vorgeschichte, bisherigen Infektionen und Kreuzimmunität jeweils einige, oft unterschiedliche der gut 1.400 Peptid-Strukturen des Virus. Hat nun das Virus das Immunsystem eines Menschen überwunden und wird an einen anderen Menschen weitergegeben, muss es dessen Immunsystem erneut überwinden.
„Wir vergleichen Antikörper und zelluläre Immunität bei Kindern (im Alter von 3-11 Jahren) und Erwachsenen. Die Antikörperreaktionen gegen das Spike-Protein waren bei Kindern hoch, und die Serokonversion verstärkte die Reaktionen gegen saisonale Beta-Coronaviren durch Kreuzerkennung der S2-Domäne. Die Neutralisierung viraler Varianten war bei Kindern und Erwachsenen vergleichbar. Spike-spezifische T-Zell-Reaktionen waren bei Kindern mehr als doppelt so hoch und wurden auch bei vielen seronegativen Kindern nachgewiesen, was auf bereits bestehende kreuzreaktive Reaktionen auf saisonale Coronaviren hinweist. Wichtig ist, dass Kinder 6 Monate nach der Infektion weiterhin Antikörper- und Zellreaktionen zeigten, während es bei Erwachsenen zu einer relativen Abnahme kam. Spike-spezifische Antworten waren auch über 12 Monate hinaus weitgehend stabil. Daher erzeugen Kinder robuste, kreuzreaktive und anhaltende Immunantworten auf SARS-CoV-2 mit fokussierter Spezifität für das Spike-Protein. Diese Ergebnisse geben einen Einblick in den relativen klinischen Schutz, der bei den meisten Kindern auftritt, und könnten bei der Gestaltung von pädiatrischen Impfschemata helfen.“
„Nach 18 Monaten wurden 97 % der Teilnehmer positiv auf Anti-NCP getestet, was auf die Persistenz der infektionsinduzierten Immunität selbst bei den geimpften Personen hindeutet.“ „Eingeschriebene 412 Erwachsene, meist mit leichtem oder mittelschwerem Krankheitsverlauf. Bei jedem Studienbesuch spendeten die Probanden peripheres Blut zum Testen auf Anti-SARS-CoV-2-IgG-Antikörper und IFN-γ-Freisetzung nach SARS-CoV-2-S-Protein-Stimulation. Anti-SARS-CoV-2-IgG-Antikörper wurden bei 316/412 (76,7 %) der Patienten identifiziert und 215/412 (52,2 %) wiesen positive Spiegel neutralisierender Antikörper auf. Ebenso wurden bei 274/412 (66,5 %) eine positive IFN-γ-Freisetzung und IgG-Antikörper nachgewiesen. In Bezug auf die Zeit nach der Infektion nahmen sowohl die IgG-Antikörperspiegel als auch die IFN-γ-Konzentrationen innerhalb von dreihundert Tagen um etwa die Hälfte ab. Statistisch gesehen waren IgG- und IFN-γ-Produktion eng miteinander verbunden, aber auf individueller Basis beobachteten wir Patienten mit hohen Antikörpertitern, aber niedrigen IFN-γ-Spiegeln und umgekehrt. Unsere Daten deuten darauf hin, dass die immunologische Reaktion bei den meisten Personen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 erworben wird und bei der Mehrheit der Patienten mindestens 10 Monate nach der Infektion anhält.“
„Es ist wichtig zu beachten, dass Antikörper unvollständige Indikatoren für den Schutz sind. Nach einer Impfung oder Infektion existieren in einem Individuum viele Immunitätsmechanismen nicht nur auf Antikörperebene, sondern auch auf der Ebene der zellulären Immunität. Es ist bekannt, dass eine SARS-CoV-2-Infektion eine spezifische und dauerhafte T-Zell-Immunität induziert, die mehrere SARS-CoV-2-Spike-Proteinziele (oder Epitope) sowie andere SARS-CoV-2-Proteinziele hat. Die breite Vielfalt der T-Zell-Viruserkennung dient dazu, den Schutz vor SARS-CoV-2-Varianten zu verbessern, wobei mindestens Alpha (B.1.1.7), Beta (B.1.351) und Gamma (P.1) erkannt werden Varianten von SARS-CoV-2. Forscher haben auch herausgefunden, dass Menschen, die sich 2002–03 von einer SARS-CoV-Infektion erholt haben, noch 17 Jahre nach diesem Ausbruch Gedächtnis-T-Zellen haben, die auf SARS-CoV-Proteine reagieren. Darüber hinaus entwickelt sich zwischen 1,3 und 6,2 Monaten nach der Infektion eine Gedächtnis-B-Zell-Antwort auf SARS-CoV-2, was mit einem längerfristigen Schutz vereinbar ist.“
„Wir bewerteten die Fähigkeit von T-Zellen, mit Omicron-Spikes zu reagieren, bei Teilnehmern, die mit Ad26.CoV2.S oder BNT162b2 geimpft wurden, und bei ungeimpften rekonvaleszenten COVID-19-Patienten (n = 70). Wir fanden heraus, dass 70–80 % der CD4- und CD8-T-Zell-Antwort auf Spike über die Studiengruppen hinweg aufrechterhalten wurden. Darüber hinaus war das Ausmaß der kreuzreaktiven T-Zellen von Omicron ähnlich dem der Beta- und Delta-Varianten, obwohl Omicron erheblich mehr Mutationen enthielt. Darüber hinaus gab es bei Omicron-infizierten Krankenhauspatienten (n = 19) vergleichbare T-Zell-Antworten auf angestammte Spike-, Nukleokapsid- und Membranproteine wie bei Patienten, die in früheren Wellen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, die von den anzestralen, Beta- oder Delta-Varianten dominiert wurden (n = 49 ). Diese Ergebnisse zeigen, dass trotz der umfangreichen Mutationen von Omicron und der reduzierten Anfälligkeit für neutralisierende Antikörper die Mehrheit der T-Zell-Antwort, die durch Impfung oder natürliche Infektion induziert wird, die Variante kreuzweise erkennt. Eine gut erhaltene T-Zell-Immunität gegen Omicron trägt wahrscheinlich zum Schutz vor schwerem COVID-19 bei und unterstützt erste klinische Beobachtungen aus Südafrika.“
„Die retrospektive Kohortenstudie aus mehreren Krankenhäusern umfasste 150.325 Patienten, die auf eine COVID-19-Infektion getestet wurden … eine frühere Infektion bei Patienten mit COVID-19 war hochgradig schützend gegen eine erneute Infektion und symptomatische Erkrankung. Dieser Schutz nahm im Laufe der Zeit zu, was darauf hindeutet, dass die Virusausscheidung oder die anhaltende Immunantwort länger als 90 Tage andauern kann und möglicherweise keine echte Reinfektion darstellt.“
„Eine systematische antigenspezifische Immunbewertung bei 101 COVID-19-Rekonvaleszenten; SARS-CoV-2-spezifische IgG-Antikörper und auch NAb können bei über 95 % der COVID-19-Rekonvaleszenten 6 bis 12 Monate nach Krankheitsbeginn persistieren. Mindestens 19/71 (26 %) der COVID-19-Rekonvaleszenten (doppelt positiv in ELISA und MCLIA) hatten 12 Monate nach Ausbruch der Krankheit nachweisbare zirkulierende IgM-Antikörper gegen SARS-CoV-2. Bemerkenswerterweise betrug der Prozentsatz der Rekonvaleszenten mit positiven SARS-CoV-2-spezifischen T-Zell-Antworten (mindestens eines der SARS-CoV-2-Antigene S1, S2, M und N-Protein) 93 % und 92% nach 6 bzw. 12 Monaten.“